Texte geschrieben von Matrin Stehböck

Das Jägerdenkmal auf dem Grünten

Unübersehbar steht das vom Grüntendenkmal-Erhaltungsverein e. V. gepflegte Jägerdenkmal auf dem Grünten, genauer gesagt, auf dem Übelhorn (1738 m). Es wurde von der Kriegskameradschaft der ehem. 3er-Jäger zur Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen 3000 Angehörigen des Jägerregiments 3 errichtet.  Dieses Jägerregiment war das erste deutsche Gebirgstruppenregiment überhaupt. Es ist somit ein Vorläufer der Gebirgstruppe der Bundeswehr. Mit den angeschlossenen Maschinengewehrabteilungen war das Jägerregiment 3 auf vielen Kriegsschauplätzen des 1. Weltkrieges eingesetzt, z. B. in den österreichischen Dolomiten, in Serbien, Frankreich Rumänien und Italien. Es musste einen hohen Blutzoll entrichten.

1920 gründete sich die Kriegskameradschaft der ehem. 3er-Jäger, die u. a. die Unterstützung von in Not geratenen Kameraden zum Ziel hatte. Aber auch die gefallenen und vermissten Kameraden sollten nicht vergessen sein. Deshalb wurde schon bald ein Ausschuss gegründet, der den Denkmalbau in Angriff nahm.

Planung

Mit der Planung und später auch mit der Bauleitung wurde 1921 der Architekt Bruno Biehler beauftragt, der als Leutnant der Reserve Angehöriger des Jägerregiments 3 war.

Die Anregung für die im Allgäu ungewöhnliche Formgebung holte sich Biehler von den Tschorten, buddhistischen Sakralbauten aus dem Tibet.

Auf einen fast quadratischen Unterbau wurde eine Bruchsteinrotunde mit hohem kegelförmigem Gewölbeaufsatz platziert. In diesem Aufsatz, der als Gedenkraum konzipiert wurde, sollten die Namen aller Gefallenen und Vermissten des Regiments verewigt werden.

Als Standort des Denkmals war zunächst der Steineberg (Nagelfluh-Kette) nahe Immenstadt vorgesehen. Doch der damalige Bürgermeister von Rettenberg, Berkmann, setzte sich mit seinem Vorschlag durch, das Denkmal auf dem Grünten zu errichten. Sein Sohn Siegfried hatte bei den 3er-Jägern gedient.

Größtes Kopfzerbrechen bereitete die Finanzierung des Denkmals. Aber aufgrund von nach heutigen Maßstäben unvorstellbarem persönlichen und finanziellen Einsatz der ehemaligen 3er-Jäger bzw. deren Angehörigen konnte der Bau trotz der 1923 einsetzenden Inflation gesichert werden.

Bau des Denkmals

Am 27.05.1923 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Anfang August 1923 ist der Grundstein zum Denkmal gelegt und an Allerheiligen desselben Jahres errichtet der Bürgermeister Berkmann auf dem Denkmalsockel ein 8 m hohes Holzkreuz. Zum Gedenken an die Opfer legt er einen Kranz nieder. Ab Mitte Juli 1924 wird am Denkmal weitergebaut. Einen Monat später ist es fertig gestellt. Lediglich der Gedenkraum konnte wegen fehlenden Geldes nicht eingerichtet werden. Unter heute kaum noch vorstellbaren Mühen wurden über die Kammeregg-Alpe und die Grüntenalpe das erforderliche Baumaterial, Gerüststangen und die Werkzeuge mit Pferdefuhrwerken soweit wie möglich transportiert. Schließlich musste das Material von den Helfern zu Fuß bis zur Baustelle gebracht werden. Der Transport von Steinen und Zement wurde durch den Bau von zwei kleinen Materialbahnen erleichtert.

Mit zahlreichen Sprengungen bereitete man die Plattform für das Denkmal vor. Die zum Bau notwendigen Bruchsteine wurden ebenfalls durch Sprengungen gewonnen. Mühsam suchte man nach brauchbaren Sandadern. Das benötigte Wasser wurde in Bottichen an der Baustelle aufgefangen bzw. dorthin getragen.
Beim Bau halfen viele Freiwillige aus ganz Deutschland, die ihre Arbeitskraft lediglich gegen freie Kost und Logis auf dem Grüntenhaus zur Verfügung stellten. Die damaligen Wirtsleute vom Grüntenhaus, die Geschwister Ettenberger, unterstützten und halfen, wo sie nur konnten. Vor allem der „Rettenberger Geist“, allen voran Bürgermeister Berkmann, aber war es – so der Chronist -, der dem Vorhaben zum Erfolg verhalf.
 Am 31.08.1924 wurde das Denkmal eingeweiht.

Krypta

Als nächstes Projekt wird die Ausgestaltung des Gedenkraumes in Angriff genommen. Wieder werden Spenden gesammelt. Renommierte Künstler der damaligen Zeit gestalteten die Krypta: die Bildhauer Leipold (Namenstafeln), Eberle (Relief Jäger mit Tod) und Knappe (Fries marschierender Jäger) sowie der Kunstmaler Dreißer (Ausmalung der Kuppel). Mit den Namenstafeln gab man den Gefallenen ein Gesicht. Geldmangel war der Grund dafür, dass die Tafeln und das Fries zunächst lediglich in Terrakotta ausgeführt worden waren.

Am 14.08.1927 findet die Einweihung der Krypta statt.

Bereits 1932 mussten Tafeln und das Fries wegen Verwitterung durch Bronzetafeln ersetzt werden.

Erweiterungen

erfuhr das Denkmal durch das Anbringen einer Tafel mit der Chronik des Denkmals (1967) und durch den Neubau des Treppenaufgangs mit Gedenkmauer (1975). Bei dieser Gelegenheit wurde ein Kupferbehälter mit Bauurkunde und Erde eines Soldatengrabes aus dem Kaukasus in die Gedenkmauer eingelassen.

Als bislang letzte Maßnahme am Denkmal erfolgte im August 2001 das Anbringen einer Gedenktafel, um auch an die toten Gebirgssoldaten der Bundeswehr zu erinnern, die im Dienst oder im Einsatz ihr Leben gelassen haben bzw. gefallen sind.

Das Denkmal ist inzwischen in die Liste der geschützten Baudenkmäler Bayerns aufgenommen.

Die erforderlichen Arbeiten zum Erhalt des Denkmals unterstützen bis heute die Gemeinden Rettenberg und Burgberg sowie die Bundeswehr in herausragender Weise. Nur so und Dank vieler Mitglieder sowie zahlreicher Gönner konnte das Denkmal im wahrsten Sinn des Wortes am Leben erhalten werden.

In den Jahren 2008 und 2009 wurden durch das Gebirgspionierbataillon 8 der Bundeswehr und mit Unterstützung der Gemeinden Burgberg und Rettenberg zusätzlich die Wege zum Denkmal saniert, um auch älteren Mitbürgern einen Besuch zu ermöglichen.

Das Jägerdenkmal ist eine Stätte zur Erinnerung an die unzähligen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Weithin sichtbar mahnt es zum Frieden.

Der Grüntendenkmal-Erhaltungsverein will dieses „Denkmal“ auch für die Zukunft erhalten.

2018 wurde mit erheblichem Kostenaufwand eine umfangreiche Generalsanierung durchgeführt.

Der Weg zum Denkmal lohnt sich

Zu Fuß von Burgberg (auf dem Ried) oder Rettenberg (Kranzegg) aus sind ca. 800 Höhenmeter zu überwinden. gutes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind Pflicht.